Ich denke die von Gesior aufgeworfenen Fragen sind äußerst interessant, insbesondere die Frage, ob Entscheidungen ganzer Völker oder gesellschaftlicher Entwicklungen Vorhersagbar sind.
Auch hier gibt das Thema der Chaosforschung denke ich einige Antworten.
Die Chaosforschung beschäftigt sich ja nicht nur mit dem Chaos selbst, sondern insbesondere mit dem Übergängen von Chaos und Ordnung.
Fast alle komplexen Vorgänge haben sowohl Elemente der Ordnung wie auch des Chaos in sich. Das bedeutet, dass auch in komplexen Prozessen die eigentlich dem Chaos unterworfen sind, bilden sich quasi aus sich selbst heraus immer wieder Inseln der Ordnung.
An einem konkreten Beispiel heißt das folgendes.
Das Wetter ist unendlich komplex und gehorcht dem Gesetz des Chaos. Daher wäre eigentlich jegliche Wettervorhersage unmöglich. Wir wissen aber das innerhalb des chaotischen Wetters sich immer wieder Inseln der Ordnung bilden, wie zum Beispiel stabile Hoch- und Tiefdruckgebiete. Diese Inseln der Ordnung erlauben es uns nun mit sehr großer Zuverlässigkeit kurzfristige Wettervorhersagen zu machen. Gleichzeitig führen aber die chaotischen Elemente des Wetters dazu, dass langfristige Voraussagen unmöglich sind und vereinzelt auch kurzfristige Voraussagen falsch sein können.
Bei den Entscheidungen von Staaten ist es im Prinzip genauso. In dem chaotischen Gewusel von 6 Milliarden Individuen auf unserem Planeten bilden die Staaten Inseln der Ordnung in einem an sich Chaotischen Zustand. Dadurch sind Voraussagen über das Verhalten von Völkern durchaus möglich, wobei aber immer auch ein Element der Unvorhersagbarkeit bleibt.
Für Deutschland beispielsweise kann man es so beschreiben. Wenn irgendeine Außenpolitische Frage (z.b. Gaza Konflikt) auftaucht, kann man mit einiger Gewissheit voraussagen, wie die Position Deutschland aussehen wird. Aber auch in dieser Insel der "Ordnung" kann plötzlich das Chaos wieder zuschlagen, indem beispielsweise ein einzelner Palistinänser (oder auch Israeli) sich entscheidet den gesamten Bundestag inklusive aller Kabinettsmitglieder in die Luft zu sprengen.
Die Interessante Frage ist hierbei auch, warum sich in allen chaotischen Systemen diese Inseln der Ordnung von selbst bilden. Ganz offensichtlich ist dies ein inertes Verhalten unseres Universums und ist Anwendbar in so verschiedenen Gebieten wie dem Wetter, dem Verhalten von Staaten, der Bildung unserer Galaxien, dem Verhalten von Ameisenvölkern, ect. ect....
Mathematisch beschrieben wurde dieses Phenomen durch die Fraktale in der Chaosforschung. Hierbei wurden einfache mathematische Formeln miteinander verknüpft, welche Unweigerlich im Chaos enden müssen. Aber auch in diesem mathematischen Chaos bilden sich wieder Inseln der Ordnung (vielleicht hat ja noch jemand die schönen Bilder von Fraktalen vor Augen).
Die wissenschaftliche Frage lautet also:
Wie erkenne ich diese Inseln der Ordnung und welche Voraussagen kann ich treffen.
Die philosophische Frage lautet:
Warum gibt es überhaupt diese Inseln der Ordnung (und wie beschrieben sind sie allgegenwärtig)
Auf die philosophische Frage hätte ich drei möglich Antworten parat (aber es gibt sicherlich darauf soviele Antworten wie Sandkörner in der Wüste).
1.
Stelle keine Fragen auf die es keine Antworten gibt
2.
Wäre es nicht so, wären wir gar nicht hier, um solch philosophische Fragen zu stellen
3.
Dieser Hang zur Ordnung ist durch einen Schöpfer vorgegeben (ich persönlich glaube aber an keinerlei Theorie über einen allmächtigen Schöpfer, also ist für mich persönlich diese Antwort Unfug

)